Brigitte Oleschinski, geboren am 10. 8. 1955 in Köln, studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. 1993 promovierte sie mit einer Arbeit zur Geschichte der deutschen Gefängnisseelsorge von 1918–1945. Oleschinski arbeitet ab 1991 als Zeithistorikerin, wobei der Fokus ihrer Forschungen und Publikationen auf dem Thema der staatlichen Gewaltausübung in der Strafjustiz liegt. 1992 gehörte sie zu den Mitbegründern des Dokumentations- und Informationszentrums Torgau und war beteiligt am „Forum für Aufklärung und Erneuerung“ in Leipzig zur Aufklärung und Aufarbeitung der DDR-Unrechtsgeschichte. Seit 1998 ist sie Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Sie lebt in Berlin.
* 10. August 1955
von Sebastian Schulze
Essay
„Etwas riefe mich, dachte ich, es riefe mich, und ich müsste antworten.“ Dieses Motto, mit dem Brigitte Oleschinski ihre Sammlung poetologischer Essays „Reizstrom in Aspik. Wie Gedichte denken“ (2002) beginnt, enthält in komprimierter Form zentrale Aspekte ihrer poetischen Arbeit. Mit dem Moment der Anrufung durch eine Instanz, die gleichsam aus dem Inneren der eigenen Person wie dem äußeren Raum, gleichsam aus einer gegenwärtigen Nähe wie einer anderen, vergangenen Zeit zu stammen scheint, beginnt ein Impuls, zu schreiben und zu lesen, der als solcher sowohl Empathie wie Verantwortung für jenes Etwas in sich trägt, das ruft. Brigitte Oleschinski, die als ...